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Wie definiere ich mich als Doula?

WIRD NOCH MIT WEITEREN INHALTEN GEFÜLLT!

Mein Selbstverständnis als Doula...

Der Beruf "Doula"

der Beruf der Doula ist recht neu und doch waren Frauen in der Begleitung von Frauen während einer Geburt (auch während Schwangerschaft und Wochenbett) schon immer vorhanden- und mehrere, also nicht nur die eigentliche Hebamme, sondern eine ganze unterstützende Gruppe. Das Normalste der Welt eigentlich? Da diese Art der Nachbarschaftshilfe oder Schwesternschaft in gemeinschaftlichen Zusammenhängen in unseren Breitengraden seit der Industrialisierung und dem weitgehenden Übergang der Geburtshilfe in die Krankenhäuser eher verschwunden war, schaffen Doula-Ausbildungsgänge in vielen Ländern der westlichen Welt das Berufsbild der "Doula" neu. Auch wenn jede Frau eine Doula sein kann und ich auch finde und weiss, dass viele Frauen intuitiv, ganz ohne Ausbildung, dieses Wissen in sich tragen, ist es meines Erachtens wichtig einen Ausbildungsstandard zu erschaffen der die Figur der Doula überhaupt erst bzw. weiterhin bekannt macht und ihr einen Raum in der Landschaft der Geburtshilfe zu ermöglichen. In unseren westlichen kulturellen Vorstellungen gehört dazu eine fachliche Ausbildung.

Mein Ausbildungsweg

Ich habe mich aus verschiedenen Gründen  für die Ausbildung entschieden. Fachlich passt die Doulaausbildung zu meiner Grundausbildung als Erzieherin mit Schwerpunkt in der Kleinkindpädagogik und einem ganzheitlichen Ansatz und auch persönlich interessierte sie mich, da ich selbst Mutter geworden war. Ich konnte wählen zwischen zwei Vereinen in Barcelona die Doulas ausbilden. Beide mit sehr ähnlichen Inhalten und unter dem Motto "Begleiten ist eine Haltung" aber doch mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Begleitet eine Doula auf rein emotionaler Ebene oder ist sie nicht auch ein Stück weit Körpertherapeutin und Expertin z.B. in Fussreflexzonenmassage, Shiatsu oder Massagen für Schwangere/Gebärende/Neugeboren- bei letzterer Variante geht es also doch um mehr als "nur" begleiten? Ich entschied mich für die Variante der Mares Doules...die Doula begleitet und macht nichts anderes als begleiten. Neben fundiertem fachlichem Wissen arbeiteten wir während der neun Seminare sehr an unserer Selbstreflexion, unserer Haltung. Nun habe ich die Ausbildungskurse durchlaufen und mir fehlen noch zwei Praktika während des Wochenbettes zweier Frauen und einige Formalitäten um die spanische Ausbildung abzuschliessen. Natürlich habe ich auch Lust in Deutschland als Doula Fuss zu fassen, und um unter dem Dach einem der deutschen Doulaverbände zu arbeiten gehören dann weitere Zertifizierungen mit ihren jeweiligen Anforderungen was z.B. Praktika angeht. Auch wenn ich in nächster Zeit noch nicht als Doula arbeiten werde sehe ich die Ausbildung zur Doula bereits als grossen Gewinn für mich persönlich an.

Einfach nur Begleiten?

Manchmal habe ich den Eindruck (z.B. beim Lesen von Webpräsenzen von Kolleginnen), dass hier in Deutschland, als auch zum Teil in Spanien (wie oben erwähnt) die Rolle der Doula mehr Spezialkenntnisse einschliesst, wie z.B. schmerzlindernde Massagen, Entspannungstechniken und andere Techniken aus der Körperarbeit- es geht also doch  um "mehr" als einfach nur da sein und zu begleiten? Meine Ausbilderinnen in Barcelona haben hingegen den Standpunkt vertreten, eine Doula ist eine Doula ist eine Doula (a rose is a rose is a rose) und braucht demnach auch keine Spezialkenntnisse z.B. in der Körperarbeit an der Schwangeren/Gebärenden/dem Neugeborenen. Wohl aber eigene Körpererfahrungen im geschützten Rahmen der Ausbildungsseminare, die wegweisend sein können für das Verständnis physiologischer Vorgänge und der Art der Begleitung die wir uns selbst wünschen (was notwendig ist auf dem Weg dahin selbst Begleiterin zu sein). Diese strenge Trennung der Tätigkeit der Doula von anderen, zum Teil körpertherapeutischen Bereichen die in der Geburtshilfe/der Wochenbettbegleitung zum Einsatz kommen können wurde uns so vermittelt vor dem Hintergrund, dass das Berufsbild der Doula quasi neu ist und Gefahr laufe verwischt zu werden wenn Doulas sich auf ihren Visitenkarten mit immer länger werdenen Listen aller ihrer Qualifikationen, die sicherlich jede für sich hilfreich sind, vorstellen. Dann könnte der Eindruck, sowohl bei interssierten Müttern/Paaren als auch bei angehenden Doulas entstehen eine Doula muss etliche Zusatzkenntnisse haben um überhaupt qualifiziert zu sein; nur Doula zu sein, scheint dann womöglich zu wenig oder unvollständig. Ich glaube dieses Missverständnis kann durchaus leicht passieren, gerade weil das Berufsbild der Doula und ihre Tätigkeiten sowieso noch nicht so bekannt sind in der Gesellschaft.

Das ist also eine wichtige Frage: reicht es wirklich einfach nur gut DAsein zu können für die schwangere, gebärende oder stillende Mama? Reicht das der Frau die eine Begleitung wünscht? Reicht das der Frau die als Doula arbeiten möchte?

Nicht zuletzt geht es mit solchen Fragen ja um das ganze Selbstverständnis das eine als Doula hat: wenn ich nun in einer Begleitung als Doula wenig, fast nichts Greifbares mache, sondern einfach "nur" da bin und begleite- rechtfertigt das z.B. ein Honorar? Meine Ausbilderinnen finden ja, und ich finde das auch. Trotzdem halte ich es auch für sehr professionell sich als Doula fortzubilden und Zusatzkenntnisse (z.B. als Stillberaterin, Tragehilfenberaterin, Babymassagentrainerin, Geburtsvorbereitungskursleiterin) zu erwerben bzw. innerhalb der Doulaausbildung z.B. körpertherapeutische Techniken als Doulakenntnisse mit einzubringen, so wie das manche meiner spanischen Doulakolleginnen handhaben.

Letztlich kann jede angehende Doula für sich entscheiden, wo sie die Ausbildung  macht, wie sie arbeiten möchte, was sie anbieten möchte, welchen Schwerpunkt sie eventuell setzen möchte. Und genauso wie es bei Schwangeren/Gebärenden/ Wöchnerinnen verschiedene Bedürfnisse gibt (manche bervorzugen eine stille und beruhigende Doula, andere eine gesprächige, aktive die immer tatkräftig dabei ist), ist es gut, dass es verschiedene Doulapersönlichkeiten mit ihrer jeweils ganz eigenen Art und ihren jeweiligen Ansätzen gibt.

DAseinkönnen 
Dabei ist dieses reflektierte und bewusste DAseinkönnen an sich eine Kompetenz, denn dazu einfach nur DA zu sein,ohne zu viel eigenes reinzubringen, um ganz offen und unvoreingenommen auf emotionaler Ebene zur Verfügung zu stehen, gehört viel Selbstreflexion! Und Verantwortung. Wie bei meiner Tätigkeit als Erzieherin bin ich als Doula mit meiner reflektierten Persönlichkeit dann mein Handwerkszeug. Eins meiner Lieblingszitate von Frédérick Leboyer ist: "Man muss in der Geburtshilfe viel wissen um wenig zu tun"; Michel Odent, einer meiner Ausbilder vergleicht Doulas und auch Hebammen in ihrem (Nicht-!)tun während der Geburt gerne mit Katzen: sie sind immer da, aber man weiss manchmal nicht wo genau...dh. die Doula und Hebamme sind diesem Gedanken folgend, dezent, kaum merkbar und stören die Gebärende nicht während ihrem Geburtsprozess. Sie respektieren generell die physiologischen Besonderheiten einer Geburt . Das sind die natürlichen- körperlichen (physiologischen)- Abläufe im Körper, die von Natur her perfekt darauf ausgerichtet sind eine gefahrlose und gute Geburt in Gang zu setzen, passieren zu lassen und auch die Nachgeburt und den Stillbeginn begünstigen.  Dabei ist besonders hevorzuheben, dass der Neocortex, der modernere Teil unseres Gehirns, zuständig für Kognitives, während der Geburt aus physiologischen Gründen normalerweise ruht und nicht aktiviert werden sollte, damit die Hormonausschüttung, die den optimalen und natürlichen Gang der Geburt und den Beginn der Stillzeit sichert, ungestört passieren kann. Das heisst: keine kognitive Ansprache der gebärenden Frau, gedämmtes Licht, Wärme, Intimität, Sicherheit- dies sind wichtige Punkte um den Neokortex nicht zu aktivieren. Dasselbe gilt für die ersten Momente nach der Geburt für Mama und Baby. Dahingehend hat z.B. Frédérick Leboyer ein sicherlich bahnbrechendes Werk geschrieben: "Geburt ohne Gewalt".

Zurück zu den Ursprüngen

Demzufolge gilt die Devise: Weniger ist  mehr! Unter dieser Prämisse muss eine Doula nicht agieren und steuern und proaktiv handeln, eine ihrer wichtigsten Aufgaben (so dies von den Eltern auch gewünscht ist, wie oben erwähnt kann es durchaus Mamas bzw. Paare geben die eine sichtbar aktivere Doula wünschen) kann bei einer Geburt sein, die physiologischen Besonderheiten die die Gebärende für ihren Geburtsprozess braucht zu respektieren und zu schützen, was z.B. bei einer Geburt im Krankenhaus ein wichtiges Thema sein kann. Diese Rückbesinnung auf einfache und natürliche Vorgänge war in unserem Seminar (Paramana Doula Training) bei Michel Odent das Hauptthema. Erstaunlicherweise redet er nicht von humaneren Geburten als Errungenschaft der Moderne, sondern der Notwendigkeit, dass wir Menschen wieder mehr den Säugetieranteil in uns anerkennen...und die Natürlichkeit die allen weiblichen Säugetieren bei der Geburt und beim Stillen gemein ist.

Unter diesem Blickwinkel sind für die Doulaarbeit mehrere Aspekte wichtig:

  1. Ein fundiertes Wissen über die natürlichen, physiologischen Vorgänge bei der Geburt und dem Stillen- und damit das Wissen wo Nichts-tun und einfach nur DAsein gefragt ist.
  2. Eine "Zweisprachigkeit" (Ausdruck ist von Michel Odent), d.h. dass die Doula die Fachsprache der Mediziner/Krankenhaushebammen versteht, selbst wenn sie in keinster Weise medizinisch tätig wird bei einer Geburt. So kann die Doula wenn die Mutter unter der Geburt nicht mehr kognitiv angesprochen werden sollte (aus physiologischen Gründen) und damit aus dem Geburtsprozess herausgerissen würde ggf. "übersetzen".
  3. Ein fundiertes und aktualisiertes Wissen, so wie eine eigene positive Geburtserfahrung (auch Stillerfahrung) bzw. eine gute verarbeitete Geburtserfahrung, wenn diese z.B. traumatisch waren.
Und wo stehe ich jetzt?

Mittendrin beim Erfahrung sammeln als Mutter meiner fast einjährigen Tochter- einem wahrhaft bereichernden und wunderschönen Lernen, Tag für Tag. Im Mai werde ich mein erstes Praktikum als Wochenbettdoula absolvieren. Ich bin sehr dankbar für dieses Privileg eine erste Mama mit ihrem Baby begleiten zu dürfen.

Jede Doula entwickelt sich in ihrer Arbeit. Ich kann jetzt zum Beispiel sagen, dass ich Begleiten als Haltung verstehe und mich als Doula anbiete, einfach DA zu sein für die Mama, und vielleicht nach meinen Praktika feststelle, dass ich doch wenigstens eine Körpertechnik dazulernen möchte. Ich verstehe das als Prozess. Und auch wenn es Doulaausbildungen und eine Menge Fachbücher gibt gehört doch viel Eigenarbeit der jeweiligen Frau dazu, meine ich, die als Doula arbeiten möchten: zu überlegen, wie sie sich positioniert, ob sie Geburten oder eher Wochenbettbegleitungen anbieten möchte, mit wem sie Kooperationen anstrebt, welche individuelle Handschrift ihre Arbeit trägt etc... Genau in diesem Prozess befinde ich mich gerade.